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Lexikon    Fitness und Gesundheit    Training    Motorische Fähigkeiten/Grundeigenschaften

Motorische Fähigkeiten/Grundeigenschaften

Unter motorische Fähigkeiten/Grundeigenschaften versteht man die fünf Basis-Leistungsfaktoren im Sport: Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Beweglichkeit und Koordination. Egal in welchem Sport – diese Fähigkeiten sind immer elementar und bestimmen maßgeblich unsere Leistungsfähigkeit. Man teilt sie dabei in zwei Kategorien ein: konditionell und koordinativ.

  • Konditionelle Fähigkeiten
    Konditionelle Fähigkeiten werden primär durch energetische Prozesse bestimmt.
  • Koordinative Fähigkeiten
    Koordinative Fähigkeiten werden primär durch steuernde und regelnde Prozesse bestimmt.

Kraft, Schnelligkeit und Beweglichkeit sind dabei genau genommen Mischformen. Der konditionelle Anteil ist zwar dominant, dennoch werden sie auch durch regelnde Prozesse maßgeblich in ihrer Ausprägung beeinflusst. So ist es zwar für den Sprinter wichtig, möglichst schnell Energie bereitzustellen, um Leistung zu bringen, jedoch muss er den Bewegungsablauf auch perfekt beherrschen, um ohne Verletzungen eine optimale Geschwindigkeit zu erreichen.

Kraft

Kraft im Sport beschreibt die Fähigkeit, durch unsere Muskulatur Widerstände zu überwinden, ihnen entgegenzuwirken oder sie zu halten. Physikalisch betrachtet ist Kraft das Produkt aus Masse und Beschleunigung. Wie auch bei der Ausdauer wird die motorische Fähigkeit Kraft in Alltag und Sport auf verschiedene Weise gefordert, weshalb hier Klassifizierungen vorgenommen werden.

Die Absolutkraft beschreibt das größte vorhandene Kraftpotenzial. Dieses ist autonom geschützt und lässt sich nicht willentlich nutzen. Es steht uns nur in Notsituationen zur Verfügung. Die Maximalkraft hingegen beschreibt die größte willentlich nutzbare Kraft eines Menschen. Die Relativkraft ist besonders für den interindividuellen Vergleich zwischen Sportlern von Bedeutung. Sie setzt die vorhandene Kraft und das Körpergewicht ins Verhältnis.

Weitere Kraftarten sind die Kraftausdauer, die Schnellkraft und die Reaktivkraft.

Ausdauer

Ausdauer ist die Fähigkeit, einer Belastung sowohl physisch als auch psychisch zu widerstehen, die wegen ihrer Intensität und Dauer zu einer unüberwindbaren Ermüdung führt. Andererseits beschreibt Ausdauer auch die Fähigkeit, sich von psychischen oder physischen Belastungen schnellstmöglich zu erholen. Ausdauer tritt in verschiedensten Formen im Sport und im Alltag auf, weshalb auch sie zur besseren Beschreibung weiter unterteilt wird.

So kann man nach der Muskelarbeitsweise dynamische und statische Ausdauer unterscheiden, nach der Energiebereitstellung aerobe und anaerobe, sowie nach der Größe der eingesetzten Muskulatur allgemeine und lokale. Eine weitere Klassifizierungsmöglichkeit ist die Einordnung nach der Belastungsdauer in Kurzzeit-, Mittelzeit- und Langzeitausdauer.

Schnelligkeit

Schnelligkeit beschreibt die Fähigkeit, auf einen Reiz schnellstmöglich zu reagieren und/oder Bewegungen so schnell wie möglich gegen einen geringen Widerstand durchzuführen. Die Schnelligkeit hat eine sehr große genetische Determinante und lässt sich durch sportliches Training nur um circa 15 bis 20 % ausbauen.

Beweglichkeit

Beweglichkeit ist die Fähigkeit, Bewegungen mit optimaler Schwingungsweite der Gelenke auszuführen. Man unterscheidet dabei die allgemeine Beweglichkeit – sie wird im Alltag benötigt – und die sportartspezifische Beweglichkeit. Die sportartspezifischen Anforderungen an die Beweglichkeit unterscheiden sich deutlich. So wird beim Yoga eine größere Beweglichkeit verlangt als z. B. beim Kraftdreikampf. Eine gute allgemeine Beweglichkeit ist wichtig, um Haltungsfehler zu vermeiden, die Belastbarkeit des Bewegungsapparats zu gewährleisten und die Regenerationsfähigkeit zu fördern. Beweglichkeit besteht dabei aus der genetisch vorgegebenen Gelenkigkeit (Art und Struktur des Gelenks) und der trainierbaren Dehnfähigkeit von Muskeln, Sehnen und Bindegewebe.

Koordination

Koordination beschreibt das harmonische und zielgerichtete Zusammenspiel der Sinnesorgane, des Nervensystems und des aktiven Bewegungsapparats. Koordination stimmt die einzelnen Bewegungen hinsichtlich des Timings, der Kraftdosierung und des Bewegungsausmaßes in einer Bewegungshandlung aufeinander ab. Koordination ist dabei der Überbegriff für die koordinativen Fähigkeiten:

  • Differenzierungsfähigkeit
  • Reaktionsfähigkeit
  • Kopplungsfähigkeit
  • Orientierungsfähigkeit
  • Gleichgewichtsfähigkeit
  • Umstellungsfähigkeit
  • Rhythmisierungsfähigkeit

Zusammenspiel der motorischen Fähigkeiten

Die motorischen Fähigkeiten sind gerade in Bezug auf die sportliche Leistung nicht isoliert zu betrachten. Wenn wir beispielsweise die Übung „Kniebeuge“ näher beleuchten, wird für die Ausführung Kraft, Beweglichkeit und Koordination benötigt. Verbessert sich unsere Koordination, können wir die Trainingslast erhöhen, da wir weniger Energie für den Bewegungsablauf verschwenden. Die Bewegung wird ökonomischer.

Wenn wir Beweglichkeitsdefizite in der Kniebeuge haben, wirkt sich deren Verbesserung ebenfalls positiv auf Kraft und Koordination aus. Durch die verbesserte ROM können wir die Übung sauberer durchführen, was die Koordination verbessert und die Zielmuskulatur stärker involviert und somit einen Kraftzuwachs unterstützt. Eine ausgeprägte Muskelkraft, die beispielsweise durch das Kniebeugen generiert wurde, wirkt sich wiederum positiv auf die Sprintleistung und damit die Schnelligkeit aus.

Eine gute Ausdauerleistungsfähigkeit wirkt sich durch die damit einhergehende verbesserte Regenerationsfähigkeit positiv auf alle motorischen Fähigkeiten aus. Daher sollte die Ausdauer immer und unabhängig vom Trainingsziel in der Trainingsplanung bedacht werden. Beim Training der motorischen Fähigkeiten ist stets die KSKA-Regel zu beachten, um optimale Resultate zu erzielen.

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