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Lexikon    Fitness und Gesundheit    Ernährungsform    Ketogene Ernährung

Ketogene Ernährung

Die ketogene Diät ist eine Extremform der Low-Carb-Diät, quasi eine No-Carb-Diät. Dem Körper wird so gut wie keine Energie in Form von Kohlenhydraten zugeführt (max. 50 g) und Fett wird zum primären Energielieferanten. In den Muskelzellen können Kohlenhydrate problemlos durch Fette oder auch Proteine ersetzt werden. Im zentralen Nervensystem ist das nicht ohne Weiteres möglich. Hier kommen die Ketonkörper zum Einsatz. Sie werden als Kohlenhydratersatz durch den Abbau von Fetten in der Leber gebildet. Die Bildung von Ketonkörpern wird Ketose genannt.

Nährstoffverteilung bei der ketogenen Diät

Makronährstoff       Ketogene Ernährung       DGE-Empfehlung      
Kohlenhydrate 5 % 50–60 %
Protein 25 % 10–15 %
Kohlenhydrate 70 % 30–35 %

Woran erkennt man, dass der Körper in der Ketose ist?

Der einfachste Weg, um herauszufinden, ob man sich in der Ketose befindet, sind Ketonurie-Teststreifen aus der Apotheke. Mit diesen kann man die Konzentration der Ketonkörper im Urin ermitteln. Zudem treten bei einigen Personen grippeähnliche Symptome wie z. B. Schwindel, Müdigkeit, Übelkeit, Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen oder auch Reizbarkeit auf. Diese Nebenwirkungen werden auch Keto-Grippe genannt. Die Dauer der Nebenwirkungen bzw. das Eintreten dieser ist dabei interindividuell sehr verschieden (Verbraucherzentrale, 2020).

Worauf sollte man bei der ketogenen Ernährung achten?

Bei einer ketogenen Ernährung ist es besonders wichtig, ausreichend Ballaststoffe zuzuführen, da die meisten ballaststoffreichen Lebensmittel in der ketogenen Ernährung aufgrund ihres Kohlenhydratgehalts vermieden werden. Eine gute Möglichkeit sind hier Flohsamenschalen, um den Tagesbedarf von 30 g Ballaststoffen zu erreichen (Hauner, 2011). Auch wenn bei der ketogenen Diät Fette und Proteine im Fokus stehen, muss unbedingt auf eine ausreichende Zufuhr von Obst und Gemüse geachtet werden, um einem Mangel an Mikronährstoffen vorzubeugen.

Zudem sollte wegen der höheren Proteinaufnahme explizit auf eine ausreichende Flüssigkeitsversorgung geachtet werden (ca. 3 l Wasser). Bei der Umstellung auf eine ketogene Diät sollte man außerdem die Kalorien tracken. Durch die Änderung der Makronährstoffverteilung ist auf subjektive Indikatoren wie Hungergefühl anfangs kein Verlass mehr.

Typische ketogene Lebensmittel

  • Gemüse: Rucola, Grünkohl, Lauch, Tomate, Artischocke, Spargel, Paprika, Brokkoli, Rosenkohl, Kopfsalat, Weißkohl, Karotte, Blumenkohl, Sellerie, Gurke, Aubergine, Fenchel, Knoblauch etc.
  • Obst: Beerenobst, Limette, Avocado
  • Fleisch: alle Arten
  • Hülsenfrüchte: Erbsen, Gartenbohnen
  • Fette: Olivenöl, Rapsöl, Sesamöl, Walnussöl etc.
  • Fisch/Meeresfrüchte: alle Arten
  • Nüsse/Samen: Kürbiskerne, Flohsamen, Sesamsamen, Sonnenblumenkerne, Walnüsse, Cashewkerne, Chiasamen etc.

Vor- und Nachteile einer ketogenen Ernährung

Wie die meisten gängigen Ernährungsweisen ist die ketogene Ernährung zunächst für alle gesunden Erwachsenen geeignet. Eine perfekte Ernährungsweise für alle existiert dabei aufgrund interindividueller Unterschiede nicht. Daher muss vor einer Ernährungsumstellung immer geprüft werden, inwiefern sich die Ernährungsweise in den Alltag integrieren lässt und wie dadurch die individuelle Lebensqualität beeinflusst wird.

Oftmals hilft hier das Trial-and-Error-Prinzip. Wissenschaftlich betrachtet ist derzeit bekannt, dass sich eine ketogene Diät positiv auf Marker des Glukosestoffwechsels und die Gewichtsreduktion auswirken kann. Die positiven Effekte auf den Gewichtsverlust könnten dabei in der höheren Proteinzufuhr im Vergleich zur allgemeinen Ernährungsempfehlung begründet sein (Westerterp-Plantenga, 2009).

So zeigen einige Studien, dass proteinbetonte Low-Carb-Diäten eine bessere Wirkung bei der Gewichtsreduktion zeigen als Low-Fat-Diäten (Hession, 2009). Low-Fat-Diäten gehen dabei oftmals mit einem geringeren Proteinanteil einher, da viele proteinreiche Lebensmittel, wie z. B. manche Fischsorten, einen relativ hohen Fettgehalt mit sich bringen. Neben der Auswirkung auf die Körperkomposition wirkt sich die ketogene Ernährung positiv auf einige Erkrankungen aus. Andererseits konnte auch festgestellt werden, dass eine ketogene Diät zu einem Anstieg von LDL-Cholesterin führt, welches die Entstehung einer Arteriosklerose begünstigt (O’Neill, 2020).

Ketogene Ernährung im Sport

In puncto sportliche Leistungsfähigkeit können keine signifikanten Unterschiede zwischen einer klassischen Low-Carb- und einer Keto-Diät festgestellt werden (Kaspar, 2019). Die Anwendung der ketogenen Diät im Sport liegt derzeit in einer Grauzone zwischen wissenschaftlich nachgewiesenen Effekten und dem Glauben der Sportler. Wenn die ketogene Ernährung im Sport Anwendung findet, sollte jedoch darauf geachtet werden, dass sich die Sportler vor einem Wettkampf schon mindestens zwei Wochen ketogen ernähren. Dies verhindert eine Leistungsminderung durch die Keto-Grippe.

Für ästhetisch orientierte Sportarten, wie z. B. Bodybuilding, kann festgestellt werden, das ein Muskelaufbau während einer ketogenen Ernährung schwerer fallen kann als bei anderen Ernährungskonzepten. Zudem kann durch die geleerten Glykogenspeicher bzw. das allgemeine Fehlen von Kohlenhydraten die Vaskularität sowie der Muskelumfang reduziert sein. Im Bereich des Ausdauersports wird vermutet, dass die fast ausschließliche Energiebereitstellung aus Fetten bei der ketogenen Diät positive Auswirkungen auf den Fettstoffwechsel hat. Gerade bei Langzeitausdauerbelastungen wie einem Marathon bringt dies enorme Vorteile mit sich (Paoli, 2015).

Ketogene Ernährung bei Erkrankungen

Die ketogene Ernährung wird bei einigen Erkrankungen therapieunterstützend eingesetzt. Hierzu zählt z. B. die Epilepsie. Einige Studien zeigen hier positive Effekte der Ernährungsform bei Kindern und auch Erwachsenen. Dabei ist das Ausmaß des Effekts und die genaue Ursache noch nicht gänzlich erforscht (Boison, 2017; Martin, 2016).

Auch bei Alzheimer konnte eine positive Wirkung von ketogener Ernährung auf den Krankheitsverlauf festgestellt werden. Die geistige Leistungsfähigkeit der Patienten konnte durch die Ernährungsumstellung verbessert werden (Rusek, 2019). Dabei wird vermutet, dass eine ketogene Ernährung nicht nur in der Therapie, sondern auch in der Prävention wirksam sein kann (Broom, 2019).

In der Therapie von Diabetes mellitus Typ II stellt die ketogene Diät eine effektive Maßnahme dar. Bei vielen Patienten ist es durch die strikte Ernährung sogar möglich, die Medikamentendosis zu senken oder diese sogar komplett abzusetzen. Insbesondere für Patienten, die keine Medikamente nehmen können, stellt die ketogene Ernährung eine Chance dar (Westman, 2018; Yancy, 2005).

Es gibt sogar Studien, die darauf hindeuten, dass eine ketogene Ernährung bei Krebs als unterstützende Maßnahme zur Chemotherapie helfen könnte. Grundlage für diese Vermutung ist, dass die ketogene Ernährung möglicherweise ein „tumorfeindliches“ Umfeld schafft. Zur Bewertung der klinischen Anwendungsmöglichkeiten liegen jedoch noch nicht ausreichend Daten vor (Weber, 2020). Hierbei ist kritisch anzumerken, dass ein Gewichtsverlust die Mortalität fördern kann, weshalb hier keine Diät im klassischen Sinne vollzogen wird (Bruggeman, 2016).

Abschließend kann festgehalten werden, dass eine Veränderung der Ernährung bei internistischen Erkrankungen immer mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden muss. Insbesondere, wenn dadurch die Medikation beeinflusst wird.

Literatur

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Boison, D. (2017). New insights into the mechanisms of the ketogenic diet. Current opinion in neurology, 30 (2), 187–192. https://doi.org/10.1097/WCO.0000000000000432

Broom, G. M., Shaw, I. C., Rucklidge, J. J. (2019). The ketogenic diet as a potential treatment and prevention strategy for Alzheimers disease. Nutrition (Burbank, Los Angeles County, Calif.), 60, 118–121. https://doi.org/10.1016/j.nut.2018.10.003

Bruggeman, A. R., Kamal, A. H., LeBlanc, T. W., Ma, J. D., Baracos, V. E., Roeland, E. J. (2016). Cancer Cachexia. Beyond Weight Loss. Journal of oncology practice, 12 (11), 1163–1171. https://doi.org/10.1200/JOP.2016.016832

Hauner, H. (DGE, Hrsg.) (2011). Umsetzung der Leitlinie zur Kohlenhydratzufuhr. Zugriff am 11.02.20. Verfügbar unter https://www.dge.de/fileadmin/public/doc/ws/ll-kh/11-Umsetzung-DGE-Leitlinie-KH.pdf

Hession, M., Rolland, C., Kulkarni, U., Wise, A., Broom, J. (2009). Systematic review of randomized controlled trials of low-carbohydrate vs. low-fat/low-calorie diets in the management of obesity and its comorbidities. Obesity reviews : an official journal of the International Association for the Study of Obesity, 10 (1), 36–50. https://doi.org/10.1111/j.1467-789X.2008.00518.x

Kaspar, M. B., Austin, K., Huecker, M., Sarav, M. (2019). Ketogenic Diet. From the Historical Records to Use in Elite Athletes. Current nutrition reports, 8 (4), 340–346. https://doi.org/10.1007/s13668-019-00294-0

Martin, K., Jackson, C. F., Levy, R. G., Cooper, P. N. (2016). Ketogenic diet and other dietary treatments for epilepsy. The Cochrane database of systematic reviews, 2, CD001903. https://doi.org/10.1002/14651858.CD001903.pub3

Müller, M. (2013). Ketogene Diäten. Aktuelle Ernährungsmedizin, 38 (06), 429–430. https://doi.org/10.1055/s-0033-1349665

O’Neill, B., Raggi, P. (2020). The ketogenic diet. Pros and cons. Atherosclerosis, 292, 119–126. ttps://doi.org/10.1016/j.atherosclerosis.2019.11.021

Paoli, A., Bianco, A., Grimaldi, K. A. (2015). The Ketogenic Diet and Sport. A Possible Marriage? Exercise and sport sciences reviews, 43 (3), 153–162. https://doi.org/10.1249/JES.0000000000000050

Rusek, M., Pluta, R., Ułamek-Kozioł, M., Czuczwar, S. J. (2019). Ketogenic Diet in Alzheimers Disease. International journal of molecular sciences, 20 (16). https://doi.org/10.3390/ijms20163892

Verbraucherzentrale (Hrsg.) (2020). Fett- und Eiweißreiche Diäten. Zugriff am 11.02.20. Verfügbar unter https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/schlankheitsmittel-und-diaeten/fett-und-eiweissreiche-diaeten-6548

Weber, D. D., Aminzadeh-Gohari, S., Tulipan, J., Catalano, L., Feichtinger, R. G., Kofler, B. (2020). Ketogenic diet in the treatment of cancer - Where do we stand? Molecular metabolism, 33, 102–121. https://doi.org/10.1016/j.molmet.2019.06.026

Westerterp-Plantenga, M. S., Nieuwenhuizen, A., Tomé, D., Soenen, S., Westerterp, K. R. (2009). Dietary protein, weight loss, and weight maintenance. Annual review of nutrition, 29, 21–41. https://doi.org/10.1146/annurev-nutr-080508-141056

Westman, E. C., Tondt, J., Maguire, E., Yancy, W. S. (2018). Implementing a low-carbohydrate, ketogenic diet to manage type 2 diabetes mellitus. Expert review of endocrinology & metabolism, 13 (5), 263–272. https://doi.org/10.1080/17446651.2018.1523713

Yancy, W. S., Foy, M., Chalecki, A. M., Vernon, M. C., Westman, E. C. (2005). A low-carbohydrate, ketogenic diet to treat type 2 diabetes. Nutrition & metabolism, 2, 34. https://doi.org/10.1186/1743-7075-2-34

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