Der menschliche Körper wird durch ein komplexes Organsystem in seiner Körpergestalt, der Körperhaltung sowie der Bewegung gesichert. Dies funktioniert durch die Synergie aus dem passiven und aktiven Bewegungsapparat. Passiver Bewegungsapparat bedeutet in
dem Fall, dass es sich um das Grundgerüst unseres Körpers handelt, also Knochen, Knorpel und Gelenke, welche die Voraussetzung für Körperhaltung und -gestalt bilden. Um dieses stabile System beweglich zu gestalten, gibt es den aktiven Bewegungsapparat, welcher per Definition aus Sehnen, Muskeln und Faszien besteht.
Zusammen bilden sie eine funktionelle Einheit, die dem Körper zu den Leistungen und Möglichkeiten verhilft, die er sowohl im Alltag als auch im Sport benötigt. An
diesem Punkt kommt der Fitnesstrainer zum Einsatz, denn hierbei ist höchste Fachkenntnis nötig, um möglichen körperlichen Verletzungen vorzubeugen oder diese rechtzeitig erkennen zu können. Insbesondere für die Bandscheiben und Knochen
sowie Gelenke ist ein falsch ausgeführtes sportliches Training äußerst schädlich. Ein
Trainer ohne das nötige anatomische Grundverständnis wird nicht in der Lage sein, seine Kunden langfristig verletzungsfrei und erfolgreich zu trainieren.
Als passives Bewegungssystem wird das Skelettsystem mit seinen Knochen des Schädels, des Schultergürtels, der Wirbelsäule, des Beckens und der oberen und unteren Extremitäten bezeichnet. Es übernimmt die Stütz-, Schutz- und Bewegungsfunktion des menschlichen Körpers. Doch erst mithilfe der Muskulatur wird Bewegung möglich. Sie greift mit ihren Hilfseinrichtungen an den knöchernen Strukturen an. Das passive Bewegungssystem besteht aus den Knochen, Gelenkknorpeln und Bändern.
Das menschliche Skelett besteht aus 208 bis 214 Knochen (diese Varianz ergibt sich, weil sich einige Knochenstrukturen erst mit dem Heranwachsen tatsächlich ausbilden) und macht nur etwa 12 % des gesamten Körpergewichts aus. Die Knochen eines 70 kg schweren Menschen wiegen etwa 8,5 kg. Knochen sind lebendige Substanz: Zellgewebe ist eine Art Bindegewebe. In dieses Bindegewebe ist Kalzium eingelagert, das den Knochen hohe Festigkeit verleiht, sodass sie die lebenswichtigen Körperorgane schützen und stabilisieren können.
Knochen gelten als eine besondere Form von Binde- und Stützgewebe und sind, wie eingangs bereits erläutert, primär für den Schutz der inneren Organe sowie Stabilität des Skeletts verantwortlich. Sie bestehen zu 60–70 % aus anorganischen Mineralien und zu 10–15 % aus Wasser. Die restlichen 20–25 % der Knochenmasse besteht aus organischen Substanzen. Besonders Kalziumsalze, die auch wichtig für diverse Funktionen des Körpers sind, Magnesiumphosphat sowie Kollagen und weitere Proteine bilden diese Substanzen des Knochens.
Das Knorpelgewebe ist ein festes, sowohl druck- als auch biegungselastisches, gefäßarmes Stützgewebe. Es besteht, wie die anderen Binde- und Stützgewebsarten, aus Zellen sowie Interzellularsubstanz. Die fixen Zellen – Chondrozyten oder Knorpelzellen genannt – sind ebenso wie deren Zellkern kugelförmig und enthalten viel Wasser, Fett und auch Glykogen. Die Interzellularsubstanz bestimmt mit der Art ihrer Zusammensetzung die Unterteilung des Knorpelgewebes in:
Der hyaline Knorpel besteht aus mehreren, großen, zellreichen und dicht beieinanderliegenden Knorpelzellen. Dadurch kommt es zu einer kräftigen Färbung des Knorpelgewebes. Sein Vorkommen ist beispielsweise im Kehlkopf oder bei den Rippenknorpeln.
Der elastische Knorpel ist eher bestehend aus wenigen, kleinen Knorpelzellen und ist durch seine reichlichen, elastischen Fasernetze besonders belastbar und anpassungsfähig. Durch die Elastizität ist er deshalb in der Ohrmuschel, dem Ohrläppchen, den Stimmbändern sowie im Gehörgang wiederzufinden.
Auch als Bindegewebsknorpel bekannt enthält der Faserknorpel deutlich weniger
Knorpelzellen als die anderen beiden Arten. Dafür lassen sich viele Kollagenfasern
wiederfinden, die im Bündel für eine gewisse Stabilität in Verbindung mit
Elastizität sorgen. Wiederzufinden ist der Faserknorpel beispielsweise bei den
Bandscheiben oder als Meniskus im Knie.
Die Hauptaufgabe der Knorpel besteht darin, für eine reibungsarme Beweglichkeit
zwischen Gelenken zu sorgen. Die Knorpel liegen zwischen den Gelenkenden
und sorgen durch ihre Elastizität sowie Form für eine glatte Oberfläche, wodurch
Reibung verringert wird. Besonders die Elastizität sorgt auch für eine Art
Stoßdämpferfunktion bei ruckartigen oder starken Druckbelastungen. Sie sind in
der Lage, ein Vielfaches des Körpergewichts als Kräfte abzufangen und schützen
somit das gesamte Knochenskelett.
Bänder stützen und halten das menschliche Skelett. Sie umgeben die meisten
Gelenkstrukturen und sorgen somit für Sicherheit und Stabilität. Besonders deutlich
wird die Wichtigkeit der Bänder, wenn es zu einer Verletzung dieser kommt
und der Bewegungsapparat dadurch deutlich beeinträchtigt wird.
Ein Synonym für Band ist das Wort Ligament. Bei einem Ligament handelt es sich
um kaum dehnbare Stränge aus Bindegewebe, die zwei Knochen miteinander
verbinden. Zum Teil verhindern sie auch schlichtweg ein Verrutschen des Gelenks,
indem Bänder zwischen beiden Enden des Gelenks verwachsen sind.
Anatomisch lassen sich Bänder als ein Zusammenschluss von vielen einzelnen, in
dieselbe Richtung verlaufenden Bindegewebsstränge beschreiben. Dies macht
sie zu äußerst starken, aber auch nur sehr gering dehnbaren Gewebestrukturen.
Die parallel verlaufenden Stränge erlauben zudem nur die Dehnung in einer
Richtung. Ein Band wirkt somit sehr starr und stabilisierend zwischen beiden Ansätzen
des Bandes am Knochen.
Am Beispiel des Fußgelenks wird die Vielseitigkeit und Komplexität des Bandapparats
des Körpers deutlich. Es gibt eine Vielzahl an verschiedenen Bändern
im Sprunggelenk, die alle samt wichtige Funktionen übernehmen. Das instabile,
aus vielen kleinen knöchernen Strukturen bestehende Sprunggelenk wird durch
Bänder in diversen Richtungen stabilisiert, geschützt und zusammengehalten.
Das starre, feste und stabile System der Knochen benötigt eine Möglichkeit, um Körperbewegungen im Alltag überhaupt möglich zu machen. Dazu gibt es im Körper die Gelenke, welche bewegliche Verbindungen zweier Knochen darstellen. Das Bewegungsausmaß des Gelenks hängt dabei sehr stark von der Form und dem Aufbau des Gelenks ab. Diese Unterschiede in den Gelenken sind sehr wichtig. So müssen die Fingerknochen beispielsweise filigrane, zielgerichtete Greifbewegungen zulassen. Das Hüftgelenk hingegen muss einem intensiven Sprint mit enormen, einwirkenden Kräften standhalten. Somit weisen beide Gelenkarten eine unterschiedliche Form und Funktion auf. Grundsätzlich lässt sich aber festhalten, dass folgende Aspekte den Zusammenhalt eines Gelenks bestimmen:
Weiterhin lassen sich dadurch hinsichtlich der anatomischen Struktur zwei Formen des Zusammenhalts bei Gelenken definieren:
Ein Gelenk, das primär durch Muskeln und Bänder zusammengehalten wird. Beispiel: Schultergelenk
Ein Gelenk, das primär durch die knöcherne, anatomische Struktur zusammengehalten wird. Beispiel: Hüftgelenk
Der Bandapparat nimmt im Hinblick auf die Gelenke eine besondere Funktion ein. Wie im dafür vorgesehenen Kapitel bereits besprochen wurde, sind Bänder auch hauptverantwortlich für eine Bewegungshemmung. Einige Bewegungen eines Gelenks sind vom Körper nicht vertretbar und werden deshalb von kräftigen, stabilen Bändern gehemmt. Somit wird beispielsweise ein an sich instabiles Schultergelenk durch einen komplexen Muskel- und Bandapparat in seiner Position gehalten.
Die komplexe Funktionsweise unseres gesamten Körpers wird uns meist erst bewusst,
wenn wir uns im Alltag und auch beim Sport nicht mehr schmerzfrei bewegen
können. Es ist für viele Menschen eine Selbstverständlichkeit, dass besonders
unsere Wirbelsäule wertvolle Arbeit für uns leistet – Tag für Tag. Erkrankungen
oder Störungen in diesem System sind deshalb ein großer Einschnitt in
die Lebensqualität und können den Alltag negativ beeinflussen. Damit dem vorgebeugt
werden kann, ist ein stets korrekt ausgeführtes, sportliches Training nötig.
Dort greift der Fitnesstrainer ein, denn seine Aufgabe ist es, dass sein erstellter
Trainingsplan auch adäquat durchgeführt wird. Wie bereits zuvor erwähnt, ist
dazu das anatomische Wissen essenziell und dazu gehört auch die Funktionsweise
und der Aufbau der Wirbelsäule, welche im nachfolgenden Modul erläutert
werden. Die Hauptaufgabe der Wirbelsäule liegt zum einen in der Mobilisation
und Abfederung des Rumpfes in alle Richtungen und zum anderen in der
Schutzfunktion des Rückenmarks, welches durch den Wirbelkanal verläuft.
Eine Verletzung in dieser Region, geschuldet durch falschen Sport, kann den Kunden
lebenslang beeinträchtigen. Darüber hinaus kann sich ein passendes sportliches
Training für Menschen mit Beeinträchtigungen im Bereich der Wirbelsäule positiv
auswirken. Eine stets fachkundige Entscheidung und Handlung seitens des
Trainers ist nötig, um langfristig gesundheitsbewussten Sport ausführen und planen
zu können.
Die Wirbelsäule besteht, von oben nach unten, aus:
Insgesamt gibt es somit neun bis zehn starre und 24 bewegliche Wirbel. Von der Seite betrachtet ist die Wirbelsäule doppel-s-förmig gebogen und ermöglicht dadurch den aufrechten Gang. Ihre Form wird durch Bänder und Sehnen aufrechterhalten. Sie federt den Schädel und das Gehirn gegen Stöße ab und schützt das Rückenmark in den Wirbeln. Zusammen mit den Rippen schützt sie auch die inneren Organe. Die einzelnen Wirbel sind durch Bandscheiben miteinander verbunden.
Wie auch beim passiven Bewegungsapparat, handelt es
sich hierbei um anatomische Grundlagen bezüglich des menschlichen
Körpers. Die Bestandteile des aktiven Bewegungsapparates sind die Skelettmuskulatur, die Sehnen und Hilfseinrichtungen der Skelettmuskulatur (Sehnenscheiden, Schleimbeutel und Sesambeine).
Besonders interessant gestaltet sich der Zusammenhang der Bewegungssysteme und ihrer einzelnen Aufgabengebiete, denn gemeinsam bilden
sie erst das komplexe Organsystem, welches dem Körper die Vielzahl an
Möglichkeiten der Bewegung und Stabilisation bietet.
Als Sehnenscheide wird eine mit Synovia gefüllte Hülle um eine Sehne bezeichnet.
Dadurch übernehmen sie, ähnlich wie Schleimbeutel, eine Schutzfunktion.
Gleichzeitig wird die Reibung mit der Sehne verringert. Dies ist besonders an
Stellen wichtig, an denen Sehnen mit erhöhter Spannung über Gelenke laufen.
Der Aufbau kennzeichnet sich durch:
Die Synovialschicht bildet eine Doppellamelle, wobei das äußere Blatt mit der Bindegewebsschicht und das innere Blatt mit der Sehne verbunden ist. Die Umschlagstelle zwischen den beiden Blättern, also Wand- und Sehnenblatt, wird als Mesotendineum bezeichnet. Dieses verbindet wiederum die Sehne mit Nerven und Gefäßen. Wie in Abbildung 5.15 zu erkennen ist, befindet sich zwischen beiden Schichten ein Gleitraum, der mit der Synovia gefüllt ist.
Als Schleimbeutel werden flüssigkeitsgefüllte Kissen bezeichnet, welche an Stellen mit erhöhter Druckbelastung auftreten. Wie auch bei der Sehnenscheide unterscheidet man:
Letzteres ist für die Bereitstellung der Schleimbeutelflüssigkeit (Synovia) verantwortlich. Nach der Lage der Schleimbeutel wird unterschieden in:
In ihrem Auftreten werden sie unterschieden in:
Ein Sesambein (Os sesamoideum) ist ein kleiner Knochen, der in eine Sehne eingewachsen ist und für einen zusätzlichen Abstand zum Knochen sorgt. Dadurch entsteht ein größerer Hebel für die Sehne, sodass eine geringere Kraft notwendig wird, um den mit der Sehne verbundenen Knochen zu bewegen. Zudem verhindern Sesambeine, dass Sehnen bei ihrem Verlauf über ein Gelenk durch Druckbelastung geschädigt werden. Das bekannteste und zugleich größte Sesambein ist die Kniescheibe, die in die Sehne des Quadrizeps eingelagert ist. Durch diese Konstruktion kann der Unterschenkel leicht gestreckt werden, ohne dass der Oberschenkel noch mehr Muskelmasse aufweisen muss.
Die aktive Bewegung des Körpers entsteht durch den Wechsel zwischen Kontraktion und Erschlaffung quergestreifter Muskulatur (Skelettmuskulatur). Die Skelettmuskulatur macht ca. 45 % der Körpermasse aus. Sie besteht aus hoch spezialisierten Zellen, die vier Grundeigenschaften aufweisen:
Aufgrund seiner Fähigkeit zur Kontraktion (Zusammenziehen) kann der Skelettmuskel gleich drei wichtige Aufgaben erfüllen:
Rost, R. (2001). Lehrbuch der Sportmedizin
Tillmann, B. (2016). Atlas der Anatomie des Menschen
Schünke, M. et al. (2014). Prometheus Lernatlas der Anatomie
Fanghänel, J. et al. (2003). Waldeyer – Anatomie des Menschen
Erfahre mehr über das quergestreifte und glatte Muskelgewebe